1985 hatte Ludwig Schönefeld als junger Journalist die Gelegenheit, die Arbeit des Ersten Private Fernsehgesellschaft (EPF) kennenzulernen. Das von der Tageszeitung RHEINPFALZ gegründete Unternehmen war deutschlandweit das Pilotprojekt für private Fernsehsender. Ludwig Schönefeld war 1985 Volontär bei der Dortmunder Tageszeitung Ruhr Nachrichten. Seinen Urlaub nutzte er für ein Praktikum beim EPF in Ludwigshafen.
Den ersten eigenen Fernsehbeitrag widmete Ludwig Schönefeld der Pfälzer Oberlandbahn. Unterstützt vom damaligen Betriebsleiter der Weinstraßenverkehr Neustadt – Landau GmbH, Harry Platz, stellte er anhand historischer Fotos eine Fahrt auf der Pfälzer Oberlandbahn nach.
Das Manuskript zur Sendung und eine qualitativ mit heutigen Standards nicht mehr zu vergleichende VHS-Aufzeichnung blieben erhalten.
Begleitet wurde Ludwig Schönefeld von Kameramann Klaus Keller und Toningenieur Harald Schwind. Thomas Vögele besorgte einfühlsam den Schnitt. Als Filmmusik wurde ein zum historischen Rückblick passendes Gitarrenstück ausgewählt.
Anmoderation: Die Pfälzer Oberlandbahn begann 1912 zu fahren, zunächst zwischen Neustadt und Edenkoben. Nachher fuhr sie bis Landau. Vor 30 Jahren nun musste diese Strecke stillgelegt werden, denn es war etwas zu teuer für ein kleines Unternehmen, nämlich die Pfälzer Oberlandbahn, die Strecke instand zu setzen. Deshalb wurde die „Schneck“, wie sie heute noch liebevoll genannt wird, von Bussen ersetzt. Ludwig Schönefeld berichtet: Schneckentempo …
Depot Edenkoben / Überblendung auf historische Fotos
(Archiv Weinstraßenverkehr)
Sprecherin: Zwischen Neustadt und Landau gehören die Omnibusse des Weinstraßenverkehrs zum alltäglichen Straßenbild. Vor 30 Jahren traten sie an die Stelle der Pfälzer Oberlandbahn. Seit der Eröffnung im Januar 1913 hatte sie über vier Jahrzehnte lang zuverlässig auf der 23 Kilometer langen Strecke über die heutige Weinstraße Dienst getan. 1940 beschrieb ein Schüler aus Edenkoben die Bahn in einem Schulaufsatz:
Sprecher: „Von Neustadt fährt jeden Tag eine Straßenbahn von Neustadt über Edenkoben bis nach Landau bis zum Hauptbahnhof. Sie heißt Oberlandbahn, weil sie oben durch die Weindörfer fährt und nicht unten auf der Staatsstraße. Auf dem Dachschild am vorderen Wagen steht auch Pfälzer Oberlandbahn. Die Leute sagen aber alle Schneck zu ihr.“
Sprecherin: Nach dem Krieg wurde die Straßenbahn in den engen Ortschaften an der Weinstraße immer wieder zu einem Verkehrshindernis. Hinzu kam, dass Strecke und Wagenpart veraltet waren.
Historisches Foto Wagenschlange Edenkoben /
Überblendung auf erhaltenen Wandhaken mit Rosette
In zwei Abschnitten wurde die Oberlandbahn durch Omnibusse ersetzt: 1952 zwischen Edenkoben und Landau, drei Jahre später zwischen Edenkoben und Neustadt. Vor dem nun als Omnibusgarage genutzten Depot warteten die ausgedienten Triebwagen auf ihre Verschrottung.
Diese Wandhaken an Edenkobener Häusern erinnern auch heute an die ehemalige Straßenbahnlinie.
Überblendung: Strassenbahn in Landau / Omnibus in Landau
Dort, wo früher die Elektrische quitschend um die Kurven rollte, fährt heute der Omnibus.
Überblendung: Omnibus in Diedesfeld
Brenzlich war der Streckenverlauf in Diedesfeld. Harry Platz, heute Betriebsleiter der Weinstraßenverkehr GmbH, begann 1951 als Gleiswerker bei der Oberlandbahn. Er erinnert sich:
Harry Platz an der ehemaligen Engstelle in Diedesfeld
Harry Platz: So eng wie diese Ortsdurchfahrt in Diedesfeld waren weite Strecken auf unserer Linie. Zeitweise so eng, dass zeitweise noch nicht einmal ein Pferdefuhrwerk an der Straßenbahn vorbeikam.“
Überblendung: Edenkoben, Total vom Rosengarten,
Zoom auf Interviewposition
Sprecherin: Edenkoben. Von hier führte eine Linie der Oberlandbahn während des Zweiten Weltkrieges zum Kriegserholungsheim unterhalb vom Schloss Ludwigshöhe.
Harry Platz in Höhe der ehemaligen Endstelle
Harry Platz: Im Jahr 1936 wurde hier durch die Oberlandbahn eine Zweigstrecke durch die Oberlandbahn von der Hauptlinie zum Schloss Ludwigshöhe gebaut. Diese Strecke wurde stark frequentiert durch Urlauber. Leider musste die Strecke nach dem Zweiten Weltkrieg wieder abgebaut werden, weil der Besucherzustrom doch stark nachgelassen hatte.
Überblendung: Bus bei Ausfahrt aus Depot Edenkoben auf die Weinstraße
Sprecherin: Nachgelassen haben auch die Fahrgastzahlen der Weinstraßenverkehr Neustadt – Landau GmbH. Immer stärker spürt das Verkehrsunternehmen die Konkurrenz des privaten Personenwagens. Dennoch: Von der Weinstraße wegzudenken sind die blau-grauen Omnibusse nicht mehr.